Beiträge zur Audiopädie
No.1
Wie alles anfing ...
1988 hatte ich die erste Einladung nach Japan, musikalische Arbeit im Waldorfkindergarten. Frau Hiroko Takahashi, die diese Arbeit in Japan in Gang gebracht hatte, hatte mich in der Widar Schule Wattenscheid kennengelernt und wollte diese Art, Musik zu machen, ihren Mitarbeitern nahe bringen.
So brachte sie mich in die damaligen Waldorfkindergärten in Tokyo, Nasu, Nagoya, Osaka, Gifu. In einem dieser Kurse war auch Frau Kiyoko Takeda, die damalige Musiklehrerin der Tokyo Steiner Schule. Sie schickte dann Anfang der 90iger Jahre Frau Miharu Koga, eine Sängerin und Musikerin, die vorher 20 Jahre in Deutschlang studiert und gearbeitet hatte, nun wieder nach Japan zurückgekehrt war zu mir in die Schule. Sie sollte diesen Impuls aufgreifen und in die Tokyo Steiner Schule tragen. Frau Koga war mehrmals bei mir in der Schule und war sofort entzündet, Kinder in dieser Art an die Musik zu führen. Sie wurde 1998 Frau Takedas Nachfolgerin an der Schule. Seit dieser Zeit war ich regelmäßig in Tokyo und vielen anderen Städten Japans. Wir reisten immer zu dritt. Frau Takeda stellte die Verbindungen her, Frau Koga übersetzte mich.
Im Jahr 2000 fragte mich Frau Takeda, ob ich eine Musiktherapie Ausbildung in Japan beginnen könnte. Das lehnte ich ab, da ich mich mehr als Pädagogin fühlte, die zwar auch therapeutisch tätig war, aber nicht vordergründig als Musiktherapeutin arbeitete. Sie bestand darauf, dass ich eine Ausbildung in Japan beginnen sollte mit dem, was ich in der Schule tat. So nannte ich es zunächst: Therapeutische Musikpädagogik oder pädagogische Musiktherapie. Das war in der Übersetzung viel zu lang. So suchte ich nach einem Begriff, der dieses kürzer ausdrücken konnte und den Ansatz über das Hören mit beinhaltete.
2002 schließlich kam mir dieser Begriff Audiopädie. Das war Erziehung durch das Hören und war sowohl therapeutisch als pädagogisch völlig offen. Dieser Name wurde sofort im Japanischen adaptiert. Es gibt heute ein Institut für Audiopäde in Tokyo und viele Menschen dort denken, dass sei dort entwickelt. Die Ausbildung umfasste vier Jahrgänge á zunächst vier Ausbildungsjahrgänge und später drei. Die Inhalte waren das Leierspiel, Umgang mit den Metallinstrumenten von Manfred Bleffert und seinen Schülern, Improvisation, Eurythmie, Flötenspiel (Choroi.Flöten), Bewegungsspiele, Menschenkunde, Lehrplan der Musik der Klassen 1-8 an Waldorfschulen, Theosophie von Rudolf Steiner (natürlich auf japanisch).
2009 konnte ich meine Arbeit, die ich mit den Instrumenten und durch das Studium in der Freien Musik Schule, in der die Schwerpunkte Kunst – Pädagogik – Therapie gelernt und weiter entwickelt habe aufschreiben. 2010 kam das Buch „Hörwege entdecken – Musikunterricht als Audiopädie“ heraus und 2017 war es ins Japanische übersetzt. Das war der Zeitpunkt, in dem ich die Arbeit in Japan fast einstellen konnte und meine Schwerpunkt in Korea, wo die Arbeit 2010 begonnen hatte, intensivieren.
In Japan sind über 20 Menschen als Audiopäden tätig, und zwar in verschiedenen Bereichen: im Kindergarten, in Schulen, in der Altenpflege, in der Heilpädagogik, in freien Praxen.
2015 kam die Anfrage aus China und Taiwan dazu. In China begann ein zweijähriger Kurs mit ausgebildeten Musikern und Musikpädagogen. 2018 erschien das Buch auch auf chinesisch, in Taiwan gedruckt, d.h. es ist auf Mandarin. Inzwischen hatte sich der HörRaum® entwickelt. Es begann ca 2007 noch am Lehrerseminar in Witten/Annen, wo ich von 1998 – 2015 unterrichtete. Erst Musik in den Klassen 1-8, Anthroposophie und Waldorfpädagogik und 2010 durfte ich die Audiopädie auch als Fach am Seminar beginnen. 2013 wurde es in NRW als Schulfach an Waldorfschulen anerkannt. Seit 2015 bin ich dabei, die Audiopädie weiter zu entwickeln. Es gibt eine berufsbegleitende Ausbildung über zwei Jahre, regelmäßig durchgeführte HörRäume und verschiedene Kurse an den Seminaren in Hamburg und Mannheim, und auch für Kollegien an Schulen, die den Impuls des Zuhörens auch für ihre Kollegiumsentwicklung schätzen.
Seit 2018 auch die Weiterbildung in Langenberg „Inklusion und Audiopädie“ für tätige Lehrer, die den Impuls der Inklusion in ihren Schulen weiter voran bringen wollen und für Studenten aus den Seminaren Hamburg und Berlin. Dezember 2018 erschien mein zweites Buch: „Dem Hören vertrauen“. Es beschreibt die Forschungen des Hörens und in dem Zusammenhang die Erfahrungen und Erlebnisse, die ich im HörRaum®, den ich auch schon über zehn Jahre „betreibe“, machen konnte. Immer deutlicher wurde die schöpferische Kraft des Hörens. Das aktive Zuhören kann etwas im anderen Menschen hervorbringen, von dem er vorher nichts wusste. Nur so können wir Zukunft gestalten!